Paperbomb
STELL DIR VOR, ALLE BOMBEN WÄREN AUS PAPIER...

Monumental und dennoch zerbrechlich – Nezillas Skulptur "Paperbomb" ist ein Symbol für Frieden, Erinnerung und Freundschaft. Aktuell begibt sie sich auf eine Reise zu kriegshistorisch bedeutenden Ausstellungsorten in Frankreich und Deutschland.
Inspiriert von den 1600 Origami-Kranichen der Hibakusha Sadako Sasaki, die als universelles Friedenssymbol gelten, überträgt Nezilla die Botschaft in ein neues Medium. Die formale Gestaltung der Installation, die trotz metallischer Konstruktion auf die Fragilität des Materials Papier rekurriert, spiegelt die Ambivalenz von Zerstörung und Schöpfung sowie Krieg und Frieden wider. Massiv und unausweichlich fordert sie die Betrachtenden auf, sich mit ihrer Präsenz auseinanderzusetzen. Auf diese Weise reflektiert die "Paperbomb" die Rolle des Individuums zwischen Zerbrechlichkeit und Beständigkeit im Kampf um den Frieden: Wenn wir nicht für den Frieden kämpfen, dann existiert er nicht.
Die Tatsache, dass es sich nicht um ein Unikat handelt, sondern um eine Serie von Skulpturen, unterstreicht die universelle Gültigkeit ihrer Botschaft als Friedenssymbol sowie die Fähigkeit, ein breites internationales Publikum zu erreichen.
Durch die bewusste Platzierung an Orten in Frankreich, die während des Ersten und Zweiten Weltkriegs Schauplatz von Massakern und Verbrechen waren, erhält die "Paperbomb" eine kontextuelle Bedeutung. Während die Ausstellung der Skulptur an historisch belasteten Orten werkimmanente Spannungen amplifiziert, wird das Kunstwerk zum Mahnmal gegen das Vergessen und dient als Appell, aktiv für den Frieden einzutreten. Innerhalb einer von Kriegskonflikten geprägten globalen Gesellschaft ist die Botschaft der Erhaltung des Friedens als gemeinsames Ziel dringlicher denn je.
Die verschiedenen Standorte nehmen auf das territoriale Ausmaß der Kriegsverbrechen Bezug und verweisen gleichzeitig auf die vielen Einzelschicksale der Opfer. Dadurch entfaltet sich eine ortsabhängige Dynamik zwischen dem Werk und seiner Umgebung, die einen fortwährenden Dialog initiiert und somit ein Gesamtbild erschafft, welches den Betrachtenden eindringlich vor Augen führt, wie schnell das eigene Handeln zur Bedrohung werden kann.
Als Mahnmal gegen das Vergessen und als Symbol des Friedens erinnert uns die "Paperbomb", dass wir aus der Geschichte lernen müssen, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung verkörpert sie neben des Gedenkens an vergangene Taten auch die die Hoffnung auf eine friedlichere Zukunft, die durch politische Freundschaft und Verbundenheit geebnet wird.



TULLE
Am 9. Juni 2024 hat sich in Tulle das Massaker an 99 unschuldigen Zivilisten sowie die Deportation von über 150 weiteren Zivilisten, von denen 101 nie zurückkehrten, zum 80. Mal gejährt. Zum Gedenken der Opfer wurde an diesem Tag eine Zwei-Meter-Variante der "Paperbomb" am zentralen Gedenkort, dem Champ des Martyrs, von François Hollande, dem ehemaligen französischen Präsidenten, enthüllt. Als Symbol des Friedens steht die Skulptur einer deutschen Künstlerin, ausgestellt auf einer französischen Gedenkstätte, für die deutsch-französische Annährung und Freundschaft.
Am darauffolgenden Tag besuchte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron die Gedenkstätte mit der neu installierten Skulptur in Tulle, bevor er sich mit Bundespräsident Steinmeier in Oradour-sur-Glane traf.

In Oradour-sur-Glane überreichte der Bundespräsident seinem französischen Amtskollegen Macron eine Miniaturausgabe der Skulptur, welche die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit wachhalten und gleichzeitig als Symbol der Versöhnung und des Dialogs dient. „Die Skulptur ‚Paperbomb‘ reflektiert die Zerbrechlichkeit des Friedens und die Notwendigkeit seiner Bewahrung. Sie steht für unsere gemeinsame Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten und gemeinsam für eine friedliche Zukunft zu arbeiten“, erklärte Steinmeier.


HARTMANNSWILLERKOPF
Exakt 110 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und zehn Jahre nach dem historischen Festakt in Gegenwart der beiden Staatspräsidenten Gauck und Hollande wurde am 3. August 2024 ein weiteres bedeutendes Zeichen der Erinnerung und Versöhnung gesetzt: die Einweihung der Skulptur "Paperbomb" auf dem Hartmannswillerkopf.
Der Hartmannswillerkopf war während des Ersten Weltkrieges erbittert umkämpft. Zwischen 1914 und 1916 kam es zu heftigen Gefechten, in denen Zehntausende ihr Leben ließen. Während die französischen Soldaten den Hartmannswillerkopf den „Berg des Todes“ nannten, bezeichneten ihn die Deutschen als „Menschenfresserberg“. Heute ist der Hartmannswillerkopf nicht nur eine Gedenkstätte, sondern auch ein lebendiger Ort des Austauschs und seit letztem Jahr Teil des UNESCO-Welterbes.


Die feierliche Zeremonie, zu der Helmut Augustin, Vorsitzender des Salon Diplomatique, Folker R. Zöller, der französische Honorarkonsul in Mannheim sowie Jean Klinkert, Präsident der Gedenkstätte geladen hatten, zog zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft von beiden Seiten des Rheins an. Unter den Ehrengästen befanden sich u.a. Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, die Justizministerin des Landes Baden-Württemberg Marion Gentges, der Präfekt des Departements Haut-Rhin, Thierry Queffelec, sowie zahlreiche Abgeordnete, Bürgermeister und Landräte und Mitglieder des konsularischen Corps.
In seiner Ansprache hob Oberbürgermeister Christian Specht die Bedeutung des Hartmannswillerkopfs als Symbol für die Sinnlosigkeit und das Leid des Krieges hervor und betonte zugleich seine Rolle als Ort der deutsch-französischen Freundschaft und des gemeinsamen Lernens. Er erinnerte daran, dass am 3. August 1914 das Deutsche Reich Frankreich den Krieg erklärte und hier tausende Soldaten ihr Leben verloren. Helmut Augustin betonte die Bedeutung der Skulptur "Paperbomb" als Symbol der Fragilität des Friedens. Die Skulptur soll an historisch bedeutenden Orten in Frankreich und Deutschland installiert werden, um an die Grausamkeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu erinnern und den Frieden zu fördern. Nach den Ansprachen wurden zwei große Gestecke an der Gedenkstätte niedergelegt. Das Programm umfasste zudem Lesungen von Soldatenbriefen durch deutsche und französische Jugendlichen, darunter Schüler des Mannheimer Ludwig-Frank Gymnasiums sowie eine Gedenkminute für die Kämpfer und Opfer des Ersten Weltkriegs.
MANNHEIM
Am 9. Mai 2025, dem Europatag, wurde im historischen Zeughausgarten der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim die Skulptur "Paperbomb" feierlich enthüllt. Die Wahl dieses Ortes ist bewusst gesetzt: Das Zeughaus, einst Symbol militärischer Macht, wird durch die Installation zu einem Raum der Reflexion. Wo früher Waffen lagerten, steht nun eine Bombe aus Papier – fragil wie der Frieden selbst. Der Garten verkörpert so zugleich menschliches Wachstum und die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander.
Zu den prominenten Gästen zählte unter anderem Pierre Lévy, ehemaliger französischer Botschafter in Russland, Polen und Tschechien, der 2024 mit dem Ehrentitel Ambassadeur de Franceausgezeichnet wurde. Lévy sagte: „In Moskau wird die Erinnerung gelenkt, um Macht zu sichern. Hier aber wird sie gepflegt, um Frieden zu stiften.“ Justizministerin Marion Gentges (CDU) schlug in ihrer Rede den Bogen zur Vergangenheit: Sie erinnerte an die erbitterten Kämpfe am Hartmannswillerkopf, wo eine weitere "Paperbomb" bereits steht. „Dort, am Berg des Todes, wie ihn Franzosen und Deutsche gleichermaßen nennen, wirkt die Skulptur über die Geschichte hinaus. Sie ermöglicht ein Gedenken ohne Grenzen.“ Auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) fand eindringliche Worte. Er erinnerte daran, dass im Zeughaus einst Kanonenkugeln lagerten, um sich gegen Angriffe aus Frankreich zu wappnen – heute stehe an diesem Ort ein Denkmal der Versöhnung. „Die Paperbomb zwingt uns, uns der Geschichte zu stellen. Sie verwandelt diesen Garten in einen Ort der Hoffnung – in einen Friedensgarten.“
Der Zeughausgarten ist der erste Ausstellungsort von "Paperbomb" in Deutschland. Die bereits ausgestellten Skulpturen in Frankreich – am Hartmannswillerkopf und in Tulle – bilden gemeinsam mit ihr ein transnationales Mahnmal. Sie erinnern an die Opfer von Krieg und Gewalt und setzen zugleich ein kraftvolles Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft.

ORADOUR-SUR-GLANE
Am 10. Juni 2025 wurde eine zwei Meter hohe "Paperbomb"-Skulptur am Nordeingang des historischen Dorfes Oradour-sur-Glane installiert. Dieses Datum markiert den 81. Jahrestag des Massakers vom 10. Juni 1944, bei dem die Zweite SS-Panzer-Division „Das Reich“ 643 Menschen tötete und das Dorf vollständig zerstörte. Diese Tat gilt als das größte deutsche Massaker in Westeuropa während des Zweiten Weltkriegs.
Die Platzierung der Skulptur schafft einen materiellen wie symbolischen Übergang zwischen dem zerstörten und dem neuen Oradour. Als Mahnmal gegen das Vergessen und Symbol des Friedens verbindet "Paperbomb" in Oradour-sur-Glane Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Die Ruinen des ursprünglichen Dorfes, heute eine nationale Gedenkstätte unter Denkmalschutz, bleiben eine eindringliche Mahnung an die Kriegsgräuel. Die Skulptur ergänzt diesen Ort des Gedenkens und betont die fortwährende Bedeutung der Erinnerung.

JEJU FORUM FOR PEACE & PROSPERITY
Eine erste Friedensbotschaft übermittelte bereits Phillippe Hansch, Direktor des Weltzentrums für Frieden, Freiheiten und Menschenrechte (Centre Mondial de la paix – Verdun), der die "Paperbomb" auf dem JEJU FORUM FOR PEACE & PROSPERITY im Mai 2024 in Südkorea vorstellte.


Eine Reise gegen das Vergessen – Voyage contre l’oubli
Im Oktober 2024 fand eine Kulturreise mit 20 deutschen und 20 französischen Schülerinnen und Schülern zu historisch bedeutenden Stätten des Ersten und Zweiten Weltkriegs statt, darunter auch zu den Ausstellungsorten von Nezillas Paperbomb – Vieil Armand im Elsass, Tulle und Oradour-sur-Glane.
Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft von S.E. François Delattre, dem französischen Botschafter in Deutschland, und S.E. Stephan Steinlein, dem deutschen Botschafter in Frankreich. Die Reise "Les 80 ans de la Libération" wird vom französischen Honorarkonsulat in Mannheim, dem Institut Français Mannheim und dem Verein Le Souvenir français unterstützt.